Holokratie vs. kollegiale Führung

Warum du die Holokratie kennst, das «kollegial geführte Unternehmen» aber vermutlich nicht

Eine Organisation nachhaltig zu verändern erfordert auch eine Änderung in deren Rahmen. Es verwundert also nicht, dass viele Menschen mittlerweile von der Holokratie gehört haben, einige auch von der Soziokratie. Wieso aber kennen so wenige Menschen das „kollegial geführte Unternehmen“?

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Vielen Menschen ist mittlerweile klar: Der Systemrahmen hat einen grossen Anteil daran, wie wir Arbeit erleben. Wenn wir also von New Work und Co. sprechen, dann darf dieser nicht vergessen werden. Wenn wir Menschen frage, welche Alternativen sie zur klassischen Pyramide kennen, kommt bei vielen schnell die Antwort Holokratie. Einige haben vielleicht auch schon einmal von der Soziokratie gehört, auf die viele Praktiken moderner Organisationssysteme zurückgehen.

Wir fragen uns allerdings schon länger, wieso das Modell des «kollegial geführten Unternehmens», kurz auch als «kollegiale Führung» bezeichnet, so wenigen bekannt ist. Dieses wurde 2016 von Bernd Oestereich und Claudia Schröder im gleichnamigen Buch beschrieben. Daher sind wir dieser Frage nachgegangen und habe den Bekanntheitsgrad der kollegialen Führung vor allem mit der der Holokratie verglichen, einem der wenigen, ähnlich gelagerten Organisationsmodellen.

Die kollegiale Führung besitzt eine deutlich geringere mediale Aufmerksamkeit

Während Holokratie nach unserer Einschätzung unter anderem durch die Nennung in Frederic Laloux’ Bestseller „Reinventing Organizations“ und der klugen Marketingstrategie von Brian Robertson schnell bekannt wurde, gilt dies alles nicht für das kollegial geführte Unternehmen.

Das kollegial geführte Unternehmen ist deutlich offener definiert

Während gerade die Holokratie eine klare Definition davon hat, wann ein Unternehmen sich als holokratisch geführt bezeichnen darf (ja, mit Version 5.0 ist dies auch bei der Holokratie offener geworden), ist dies bei der kollegialen Führung gar nicht so einfach zu definieren.

Ein Thema, das unter Transformationsberatern (etwa auch den Kolleginnen und Kollegen in der Agilen Gilde) auch regelmässig diskutiert wird, denn Labeln hilft Menschen, Dinge schneller erfassen zu können.

Die Holokratie ist ein Lizenzmodell, die kollegiale Führung Open Source

Während Brian Robertson die Marke Holacracy über sein Unternehmen HolacracyOne selbst vertreibt und die Kriterien festlegt, die von Unternehmen und Beratern erfüllt werden müssen, um den Markennamen verwenden zu dürfen, steht das Modell der kollegialen Führung unter der Creative Common License.

Bernd Oestereich und Claudia Schröder erheben keinen exklusiven Anspruch auf die Ideen. Sie begleiten selbst aktiv Organisationen und wollen diese Aktivitäten gemeinsam mit anderen über die etablierte Community – die Agile Organisationsentwicklung e.V., in der Ralf auch Mitglied ist – gestalten.

Es existiert daher kein direktes kommerzielles Interesse, die kollegiale Führung so weit wie möglich zu verbreiten und zu etablieren. Sie setzen stattdessen auf organisches Wachstum.

Sprachliche Zugänglichkeit

Die Bücher der kollegialen Führung sind bisher nur auf Deutsch verfügbar. Derzeit bildet eine kompakte Zusammenstellung der wichtigsten Kriterien zur Handhabung der kollegialen Führung die Ausnahme. Diese ist auch auf Englisch verfügbar. Dies soll sich 2023 ändern, da Bernd Oestereich und Claudia Schröder ein Essentials-Buch publizieren, das auch auf Englisch zur Verfügung gestellt wird. Hier sind gerade Begrifflichkeit in der Übersetzung eine nicht zu unterschätzende Hürde.

Die Holokratie hingegen ist bedingt durch den Gründer Brian Robertson zunächst auf Englisch erschienen und später auch in verschiedene Sprachen übersetzt werden.

Adaption vs. rigides Framework

Die Holokratie besticht vor allem dadurch, dass sie einem Unternehmen einen klaren Weg aufzeigt, welches Regelwerk umzusetzen ist. Dieses gibt Sicherheit und Klarheit.

Hingegen erreicht man das kollegial geführte Unternehmen nur durch Adaption. Denn Bernd Oestereich und Claudia Schröder war aus eigener Erfahrung klar, dass es nicht DEN einen Weg gibt. Adaption erreicht man durch eine Anpassung an den eigenen, organisatorischen Kontext.

Die kollegiale Führung besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Werkzeuge, Prinzipien und Denkmodelle.

Die Zugänglichkeit ist für viele Menschen daher erfahrungsgemäss schwieriger.

Und was ist die kollegiale Führung nun wirklich?

Eine Frage, die tatsächlich nicht in einem Satz abschliessend geklärt werden kann. Auch aus diesem Grund bieten wir ein kostenfreies, digitales eLearning-Modul zur Einführung in das kollegial geführte Unternehmen ein. Dieses ist aus Vorträgen entstanden, die wir seit 2017 immer wieder gegeben haben, um Menschen die kollegiale Führung näher zu bringen.

Wenn du dich dafür interessierst, erhältst du über diesen Link kostenfreien Zugriff.


Herzliche Grüsse
Ralf & Andreas